„Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen.“ Dieses afrikanische Sprichwort beschreibt treffend, dass es nicht so gedacht war, dass ein oder zwei Personen alleine ein Kind großzuziehen.
Die Realität ist, dass es vollkommen in Ordnung ist, um Hilfe zu bitten und auch die Hilfe anzunehmen, die einem angeboten wird. Denn es ist nichts Schlechtes oder Negatives daran, trotz dessen, was wir oft denken.
Trotzdem fällt es uns oft schwer, um Hilfe zu bitten oder sie anzunehmen.
Katerina Koukaki, die zwei Kinder hat und postpartale Unterstützung als Doula für Familien in Berlin anbietet, teilt ihre Einsichten mit uns.
Warum fällt es vielen Müttern und Vätern schwer, um Hilfe zu bitten oder sie anzunehmen?
Der wichtigste Grund ist, dass wir erzogen wurden, um selbstständig und unabhängig zu sein. Oft denken wir, dass wir schwach erscheinen, wenn wir um Hilfe bitten. In westlichen Gesellschaften gibt es den weit verbreiteten Glauben, dass wir alles alleine managen sollten und keine Hilfe annehmen dürfen. Aber die Wahrheit ist: Wir sollten nicht alles alleine managen – das ist nicht menschlich, es ist überwältigend, es nimmt einem die Freude und lässt keinen Raum zum Atmen und Genießen.
Dann gibt es die Angst, eine Last zu sein. Es herrscht der Eindruck, dass alle super beschäftigt sind und bereits genug zu tun haben, sodass um Hilfe zu bitten ihnen zusätzlichen Stress bereiten würde. Du wirst überrascht sein, wie viele Menschen um dich herum Zeit und Raum finden können, um dich zu unterstützen. Und sie würden es gerne tun.
Angst vor Ablehnung. Was, wenn du um Hilfe bittest und abgelehnt wirst? Das ist eine unangenehme Situation, das stimmt. Aber wenn du abgelehnt wirst, ändert sich nichts: Du hast um Unterstützung gebeten, hast sie nicht bekommen, und gehst weiter. Vielleicht merkst du, dass es dir hilft, Grenzen mit bestimmten Menschen zu setzen.
Angst, die Kontrolle zu verlieren. Ein großes Thema. Oft wollen wir, dass Dinge auf eine bestimmte Art und Weise erledigt werden: auf unsere Weise. Aber eines, das mit der Elternschaft einhergeht, ist Flexibilität. Du wirst vielleicht entdecken, dass es mehr als nur einen Weg gibt, etwas zu tun, und das Wichtige ist: Es muss getan werden. Sich auf das Ergebnis zu konzentrieren, anstatt auf den Weg dorthin, ist vielleicht eine kluge Wahl in dieser hektischen Phase deines Lebens.
Das Gefühl, niemanden um Hilfe bitten zu können. Während das zutreffen kann, zum Beispiel wenn du eine internationale Familie bist und noch keinen sozialen Kreis hast, kannst du heutzutage dank sozialer Medien wahrscheinlich mit anderen Eltern in ähnlichen Situationen in Kontakt treten – sogar virtuell, wenn ihr nicht am selben Ort lebt. Jemanden zum Reden zu haben, der ähnliche Herausforderungen meistert, gibt uns das Gefühl von Zugehörigkeit und Verbindung und hilft uns, uns weniger einsam zu fühlen.
Wie kannst du es dir leichter machen, um Hilfe zu bitten?
Hier sind einige Tipps, wie du effektiv um Hilfe bitten kannst:
Sei offen und ehrlich: Sprich offen über deine Gefühle mit den Menschen, denen du vertraust und die dir nahe stehen. Es ist nicht beschämend zu sagen, dass du mit etwas kämpfst oder dich überwältigt fühlst.
Plane im Voraus, wenn möglich. Vielleicht hast du einen Arzttermin und würdest dein Baby lieber nicht mitnehmen – teile das im Voraus mit und sieh, wer sich um dein Baby kümmern kann. Gib der Person, die dir hilft, so viele Informationen wie möglich: „Morgen früh um 10:00 habe ich einen Arzttermin. Kannst du bitte von 9:30 bis 11:30 bei meinem Baby bleiben?“
Drücke deine Bedürfnisse klar aus und benutze „Ich“-Aussagen. Zum Beispiel: „Ich brauche Hilfe beim Kochen“ oder „Ich brauche Hilfe beim Einkaufen“ usw.
Sag direkt, was du brauchst: „Ich brauche ein Nickerchen, kannst du dich bitte um das Baby kümmern, während ich schlafe?“
Setze eine Zeitbegrenzung und frage: „Kannst du bitte mit dem Baby für eine Stunde im Park spazieren gehen, ich brauche dringend eine Auszeit?“ Oder „Ich brauche eine ungestörte, lange, entspannende Dusche für 30 Minuten. Kannst du bitte in dieser Zeit das Baby beschäftigen?“
So kommunizierst du klar, was du brauchst, wie du dich fühlst und stellst eine konkrete Frage, auf die die andere Person antworten kann.
Das schlimmste Szenario ist, dass die andere Person „Nein“ sagt: „Nein, heute kann ich es nicht, aber wie wäre es morgen?“.
Wenn wir nie um Hilfe bitten, geben wir anderen Menschen nie die Gelegenheit, an unserer Seite zu sein. Und die nächsten Generation, unsere Kinder, wird niemals lehren, dass es menschlich, notwendig und natürlich ist, um Hilfe zu bitten und sie anzunehmen!
Also, bittet um Hilfe, wenn ihr sie braucht – für Euch und Eure Kinder.
Danke, Katerina!
Für praktische Tipps, wie man als neue Familie Unterstützung bekommt, schau dir unseren Artikel „Postpartale Unterstützung für neue Familien“ an.