Expertentipps: So klappt die Kita-Eingewöhnung

Von Lisa H

Zuletzt aktualisiert am 20 August 2024

Sobald Eltern endlich die Zusage für einen Kita-Platz haben, wandern die Gedanken oft direkt zum Thema Eingewöhnung, bei dem viele Fragen aufkommen können. Deshalb haben wir Eileen Bischoff von der Babyflüsterei nach ihren Tipps gefragt, wie Eltern und Kinder die Eingewöhnungsphase gemeinsam meistern können und worauf sie schon bei der Kita-Suche achten sollten.

Eileen lebt mit ihrer kleinen Familie im Berliner Umland. Sie ist als Familienbegleiterin und Babykursleiterin tätig und befindet sich aktuell in der Ausbildung zur Doula. Eileen bietet Workshops in kleinen Runden zu verschiedenen Themen an, u.a. Kita-Start und Eingewöhnung.

Wie entstand die Idee zur Babyflüsterei?

Es gibt Berufe, die mit dem Leben entstehen, aus tiefstem Herzen, und zur Berufung werden. So war es bei mir und das ist auch der Grund, warum ich die Babyflüsterei ins Leben gerufen haben.

Viele Jahre arbeitete ich in einem sicheren Job, der so gar nichts mit Kindern zu tun hatte. Nach der Geburt unseres Sohnes vor fünf Jahren stand meine Welt Kopf. Ich bemerkte, wie viele Ammenmärchen und Unwissenheit leider noch in der Gesellschaft, aber auch unter Fachleuten verbreitet sind.

Mein Herz schlug schon immer für Babys und es wurde zu meiner Passion, mich mit der Bindungsforschung und dem, was ein Baby in der frühkindlichen Entwicklung braucht, zu beschäftigen. So kam es, dass ich mich auf eine neue berufliche Reise machte. Ich besuchte verschiedene Fortbildungen, in denen ich mein Wissen über die Entwicklung von Babys und Kleinkindern zu Themen wie Autonomiephase, Kleinkindschlaf, Kita-Start/ Eingewöhnung erweitern und vertiefen konnte.

Wie hilfst du Familien in deinen Workshops, sich auf den Kitastart vorzubereiten?

Ich helfe Eltern, indem ich ihnen zuhöre und ihre Gedanken, Sorgen und Ängste ernst nehme.

Viele Eltern kennen die Abläufe einer Eingewöhnung nicht und sind von der Ungewissheit, was sie erwarten wird, verunsichert. Mir begegnen Fragen wie „Muss ich mein Kind schon nach drei Tagen allein in der Kita lassen?“ Auch begegnen mir Fragen, woran man eine gute Betreuung erkennt. Daher erkläre ich den Eltern in meinen Workshops zunächst das Berliner Eingewöhnungsmodell.

Viele meiner Kursteilnehmer zweifeln, ob ihr Kind mit einem Jahr schon bereit für die Kita ist. Sie haben Angst, dass ihr Kind nicht die Hilfe und Aufmerksamkeit bekommt, die es um das erste Lebensjahr braucht. Ich ermutige Eltern dabei immer ins Gespräch mit Erzieher/innen zu gehen, über ihre Gefühle zu sprechen und sich als Experten für ihre Kinder zu positionieren.

Erstaunlicherweise erreichen mich auch viele Fragen dazu, welche Möglichkeiten der Fremdbetreuung es gibt, auch wenn der Termin zur Eingewöhnung unmittelbar bevorsteht.

Mir liegt am Herzen, dass jede Familie informiert für sich selbst entscheiden, wann Ihr Kind fremdbetreut werden kann oder muss. Dazu sprechen wir über die kindliche Entwicklung bis zum und ab dem 1. Lebensjahr. Welche Unterschiede es gibt und was ein Kind in dieser Zeit braucht, um eine gesunde Entwicklung, die meiner Meinung nach bindungs- und beziehungsorientiert erfolgen sollte, zu gewährleisten.

Was sollten Eltern schon bei der Wahl der Kita beachten?

Leider sind die Betreuungsplätze rar, daher legen Eltern schon in der Schwangerschaft fest, wo und ab wann ihr Kind fremdbetreut werden sollte. Dabei wäre es so wichtig, erst einmal schauen zu können, was das Kind für eine Persönlichkeit mitbringt, wann es bereit für eine Fremdbetreuung ist und ob es sich dies gut anfühlt, oder seitens der Eltern mit Bauchschmerzen passiert.

Daher können und sollten Eltern schon bei der Kitasuche überlegen, welche Werte ihnen wichtig sind und wie diese auch in der Fremdbetreuung vertreten sein sollten.

Folgende Fragen könnten dabei hilfreich sein:

  • Wird ein weinendes Kind getröstet? Wird ein verletztes Kind getröstet?

  • Wie wird getröstet?

  • Bekommen die Kleinsten Kuscheleinheiten?

  • Wie wird mit Hauen, Beissen, Treten im Kleinkindalter umgegangen?

  • Wie ist die Essens-Situation?

  • Wie sind die Schlafsituationen?

  • Wie ist der Betreuungsschlüssel?

All solche Fragen können Eltern für sich beantworten und diese nach Möglichkeit mit der Kita o.ä. besprechen. Eltern können sich auch erkundigen, ob die jeweilige Kita eine Hospitation vor der Eingewöhnung anbietet, bei der Eltern in den Kita-Alltag hineinschnuppern dürfen.

Was können Eltern vor dem Kitastart tun, um den Weg für die Eingewöhnung zu ebnen?

Die Eingewöhnung ist ganz individuell und es kommt auf viele Faktoren an, daher kann ich diese Frage leider nicht pauschal beantworten.

Eltern können allerdings vor dem Kitastart den Blick auf ihr Kind richten. Es gibt tatsächlich Kinder, die mutig die Welt entdecken möchten und es gibt Kinder, die noch etwas ängstlich sind und einfach etwas mehr Zeit brauchen, was völlig legitim ist. Das Alter des Kindes ist hier wesentlich.

Mittlerweile ist bekannt, dass Kinder sich über Ihre Eltern binden. Daher wäre es sehr schön, wenn Eltern sich wohl fühlen und nicht aus einer MUSS-Situation heraus agieren. Und genau da setze ich an. Wir besprechen gemeinsam, was jede Familie für sich tun kann, damit die Eingewöhnung einen guten Start hat, besonders seitens der Eltern, welches dann mit Tagesmutter, Kita, Kinderladen etc. besprochen werden kann.

Ich denke, dass, wenn die Vorstellungen des Elternpaars stimmig sind mit den Aussagen der Kita-Einrichtung, sich die Eltern sicher fühlen Eltern und so einen positiven Weg zur Eingewöhnung einschlagen.

Welche Tipps hast du für Familien, bei denen die Eingewöhnung nicht wie gewünscht verläuft?

Eine Pause einlegen. Auch das ist ganz individuell, daher gebe ich nicht so gerne Tipps. Dennoch ermutige ich Eltern, ihrem Instinkt zu folgen und sich in ihr Kind hineinzuversetzen. Ich ermutige Eltern ins Gespräch mit den Erzieher/innen zu gehen, nachzuhaken und mit den Erzieher/innen gemeinsam zu schauen, was dem Kind fehlt.

Kinder, die sich sehr lange schwer tun „anzukommen“, brauchen vielleicht eine längere Eingewöhnungszeit mit möglicher Anwesenheit eines Elternteils, um sich sicher zu fühlen und eine Bindung zur Bezugserzieher/in aufzubauen, die eine tragende Rolle spielt. Wie schon erwähnt, binden Kinder sich über ihre Eltern.

Auch eine Möglichkeit wäre, dass das Kind noch nicht bereit ist für den Kita-Alltag. Der Stresspegel bei einem 1- bis 2-jährigen Kind ist in der Kita nicht zu unterschätzen.

Generell ermutige ich Eltern auf ihr Bauchgefühl zu hören, den Blick auf das Kind zu richten und nach Möglichkeit immer im Sinne des Kindes Veränderungen zu schaffen. Eltern sind die Experten für ihre Kinder. Kinder signalisieren sehr stark, wenn es ihnen nicht gut geht.

Kinder lieben es autonom zu sein, in die weite Welt zu gehen, ganz in ihren Tempo, wenn sie sich sicher und geborgen fühlen.

Das ist ein kleiner Auszug von mögliche Ursachen, die man ganz individuell anschauen und analysieren sollte. Dabei helfe ich gerne in meinen Workshops.

Vielen Dank, liebe Eileen, dass du dein Wissen mit uns geteilt hast!

Weitere Infos zu Eileen und ihren Kursen und Workshops findest du auf http://die-babyfluesterei.de.

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