Etwa 3 von 10 Babys in Deutschland kommen per Kaiserschnitt (Bauchgeburt) zur Welt. Doch wie kann man sich als werdende Eltern auf einen Kaiserschnitt vorbereiten, egal ob geplant oder ungeplant?
Viele werdende Eltern denken noch immer, dass ein Kaiserschnitt ein chirurgischer Eingriff ist, bei dem die Eltern kein Mitspracherecht haben. Aber das muss nicht so sein. Wie unsere Expertin Laetitia Bricout erklärt, können werdende Eltern, die über die Neuerungen bei Kaiserschnittgeburten informiert sind, sowohl ihr eigenes Geburtserlebnis als auch die Abläufe im Krankenhaus verbessern.
In diesem Artikel teilt Doula Laetitia Bricout ihr Wissen und ihre Tipps zum Thema Kaiserschnitt mit uns. Laetitia hatte selbst einen Notkaiserschnitt bei ihrem ersten Kind und erlebte eine VBAC (vaginale Geburt nach Kaiserschnitt) bei ihrem zweiten Kind. Heute setzt sie sich für eine bessere Betreuung und Vorbereitung von Müttern mit Kaiserschnitt ein und wird uns an ihrem Wissen über die Vorbereitung auf eine Kaiserschnittgeburt teilhaben lassen.
Als französische Mutter von 2 Kindern, die mit einem Koreaner/Neuseeländer verheiratet ist, hat sie auch Erfahrung mit multikulturellen Familien und wie dies die Elternschaft beeinflussen kann. In ihrer Arbeit als Doula unterstützt Laetitia französisch- und englischsprachige Familien.
Sie engagiert sich ehrenamtlich für die Aufklärung über postpartale Depressionen und psychische Probleme im Zusammenhang mit der Elternschaft durch die Association Maman Blues. Außerdem hat sie sich auf Wasserentspannung spezialisiert und ist in Wickelbädern ausgebildet, die für Babys und ihre Eltern ideal sind, um Spannungen und emotionale Belastungen zu lösen.
Was sind deine Tipps für Familien, um sich auf einen geplanten Kaiserschnitt vorzubereiten?
Wenn man einen Kaiserschnitt plant, hat man vorher Zeit, seine Wünsche mit dem Team zu besprechen, da es sich nicht um einen Notfall handeln wird.
Man kann zum Beispiel einen extraperitonealen Kaiserschnitt in Erwägung ziehen, bei dem das Baby durch einen Schnitt im unteren Gebärmuttersegment entbunden wird, ohne in die Bauchhöhle einzudringen. Dadurch bleibt die Bauchhöhle intakt und das Risiko von Adhäsionen, postoperativem Ileus und zukünftiger Unfruchtbarkeit im Zusammenhang mit der Operation kann verringert werden.
Man sollte sich auch mit einer sanften Kaiserschnittgeburt auseinandersetzen, bei der die Physiologie der Geburt so weit wie möglich nachgebildet wird, allerdings mit einem Kaiserschnitt: gedämpftes Licht, Musikwiedergabeliste der Eltern, Ausstoßen des Babys (mit einem Winner Flow, einer Ausatmungsdüse, die zur Stärkung des Beckenbodens und des Bauchgürtels verwendet wird), keine Trennung nach der Geburt, Haut-zu-Haut-Kontakt mit der Mutter, und weitere Massnahmen.
In den meisten Fällen handelt es sich immer noch um ein sehr medizinisches Verfahren, bei dem die Physiologie und Psychologie der Geburt nicht wirklich berücksichtigt wird. Aber wir können die Ärzte auf den neuesten Stand bringen und sie mit den neuesten Forschungsergebnissen und bewährten Verfahren herausfordern.
Ich setze mich auch mit Leidenschaft für die Stärkung von Frauen ein, die per Kaiserschnitt entbinden, denn ich habe durch die Aussagen von Kaiserschnittmüttern gelernt, dass es für die Frauen und Familien einen großen Unterschied macht, wenn sie informiert sind und glauben, dass eine Geburt per Kaiserschnitt kein Misserfolg ist.
Wie können sich werdende Eltern auf die Möglichkeit eines ungeplanten Kaiserschnitts vorbereiten?
Es gibt viele Gründe, warum es zu einem Kaiserschnitt kommen kann. Tatsächlich werden in Deutschland etwa 30 % der Babys per Kaiserschnitt geboren.
Da man das vorher nicht weiß, ist es schwieriger, sich auf einen ungeplanten Kaiserschnitt zu „vorzubereiten". Man kann ihn aber dennoch in die Geburtsplanung einbeziehen:
Weise das Team vorsorglich darauf hin und bitte sie, nicht auf den roten Code zu warten (die letzte Notfallstufe für einen Kaiserschnitt, bei der das Team nur 15 Minuten Zeit hat, das Baby herauszuholen).
Sensibilisiere sie stattdessen dafür, dich zum Kaiserschnitt zu bringen, wenn noch Zeit ist, damit es sich nicht um einen extremen Notfall handelt. Dadurch können du und dein Partner aktiver an deiner Geburt teilnehmen. Es wird Zeit sein, zu besprechen, was von deinem Geburtsplan noch beibehalten werden kann.
Ich empfehle dringend, das Thema im Vorfeld zu besprechen und sich über die Richtlinien zu informieren, da diese von Krankenhaus zu Krankenhaus und sogar von Gynäkologe zu Gynäkologe unterschiedlich sind:
Kannst du dein Baby anfassen, wenn es auf die Welt kommt?
Kann das Baby neben dir erstversorgt werden? (falls keine zusätzliche/notfallmäßige Versorgung erforderlich ist)
Kann dein*e Partner*in in irgendeiner Weise helfen?
Wenn ihr getrennt werden müsst, wie lange dauert es, bis ihr nach der Operation wieder mit eurem Baby zusammen sein könnt?
Je mehr du nachfragst, desto besser kannst du damit umgehen, wenn es passiert, weil du informiert bist.
Wie können sich werdende Eltern psychisch auf einen Kaiserschnitt vorbereiten?
Ganz allgemein sollte man daran denken: Jede Geburt ist anders und birgt ihre eigenen Herausforderungen, Überraschungen und Erfolge. Wenn man über den Kaiserschnitt informiert ist und weiß, was mit dem Krankenhaus/dem Team möglich ist, und wenn man sich in diesem Prozess gehört und respektiert fühlt, fühlt man sich gestärkt und es wird trotzdem ein magischer Moment sein.
Die Geburt ist der Startpunkt der Reise, aber sie bestimmt nicht alles! Man lernt sich selbst kennen, während man sein Baby kennenlernt.
Glaubt auch nicht alles, was ihr im Internet über Kaiserschnitt-Babys, über Kaiserschnitt-Geburten und darüber, wie kraftvoll eine vaginale Geburt ist, lest.
Du und dein Baby seid einzigartig und du wirst deine eigene Geschichte schreiben.
Du bist stark und die perfekte Mutter für das Baby, das du geboren hast, und wenn das die Partner oder Familie einer Kaiserschnittmama lesen, sollte man ihr das unbedingt sagen!
Ich würde außerdem empfehlen, dass man sich auf eine entspannte Zeit nach der Geburt vorbereitet und dem Partner bereits Raum und Verantwortung gibt. Man muss nicht alles selbst machen.
Wie sieht es mit der Zeit nach dem Kaiserschnitt aus? Wie können sich werdende Eltern darauf vorbereiten?
Bei der Vorbereitung auf die Geburt sollte man sich auch mental auf die Zeit nach der Geburt vorbereiten. Dazu kann man entsprechende Nahrungsergänzungsmittel vorbereiten, um den Hormonabfall auszugleichen, der durch die psychischen Auswirkungen eines Kaiserschnitts noch verstärkt werden kann.
Man sollte sich darauf einstellen, dass man nach einem Kaiserschnitt nicht mehr so beweglich ist. Als ich nach Hause kam, konnte ich zum Beispiel die Treppe zu meinem Schlafzimmer in meiner zweistöckigen Wohnung nicht mehr hinaufgehen, und wir mussten unten zelten.
Außerdem muss man sich, zumindest in den ersten Wochen, auf eine Version der Mutterschaft einstellen, die mehr Unterstützung erfordert.
Weitere Informationen darüber, wie man sich körperlich und seelisch von einem Kaiserschnitt erholt, findest du in unserem Folgeartikel.
Vielen Dank, Laetitia!
Wenn du Fragen hast oder Unterstützung benötigst, zögere nicht, dich an Laetitia zu wenden. Du kannst auch ihre Website macesarienne.com besuchen, auf der du viele weitere Informationen zur Vorbereitung und Erholung nach einem Kaiserschnitt findest. (Die Website ist auf Französisch, aber Google Translate funktioniert hier sehr gut).